Urangst, der, männlich

Der Urangst seltsame Ausprägungen haben wir alle erfahren, als eine Zeitlang sogar das Toilettenpapier knapp wurde. Momentan sind es Gas und Autobenzin, aber diese Knappheit führt eher nicht zu verzweifelten Hamsterkäufen. Einzelne Verirrte werden sich gleichwohl nicht davon abhalten lassen, mit zehn Benzinkanistern zur Tankstelle zu rennen, um wegfahren zu können, wenn der Krieg kommt.…

Der Urangst seltsame Ausprägungen haben wir alle erfahren, als eine Zeitlang sogar das Toilettenpapier knapp wurde. Momentan sind es Gas und Autobenzin, aber diese Knappheit führt eher nicht zu verzweifelten Hamsterkäufen. Einzelne Verirrte werden sich gleichwohl nicht davon abhalten lassen, mit zehn Benzinkanistern zur Tankstelle zu rennen, um wegfahren zu können, wenn der Krieg kommt. Als ob sie dieser aurangst entfliehen könnten. Papier lässt sich nun einmal besser sammeln und horten. Horten ist das unmäßige Sammeln von immer den selben Gegenständen, sammeln ist nur das sinnlose Anhäufen im gewissen Maße.

Die Urangst des Mannes wurde seinerzeit plakativ damit beschrieben, dass das Toilettenpapier alle sei. Schaut man hinter diesen Plakatspruch, so ist die Wahrheit situativ noch etwas unangenehmer. Mann sitzt während des Toilettengangs mit entblößtem Gemächt und Hinterteil und ist meistens mit seiner Verrichtung schon fertig, zu erkennen an einem peinlichen Odeur, der nur für den Toilettengast erträglich ist, weil er sich darin eingearbeitet hat. Kommt eine weitere Partei der Geruchswolke zu nahe, etwa weil der Delinquent auf der Schüssel wiederholt und schmerzhaft „Papier“ gerufen hat und man dem Ärmsten nun eine Papierrolle anreicht, kommt es für den Helfer zu einer weiteren Konfrontation mit einer schlimmen Urangst.

Mittel gegen Urängste dieser Art liegen einerseits im Horten von frischen Klopi-Rollen, die bei richtiger Lagerung im WC auch die Geruchsurangst vermeiden helfen. Zu diesem Behufe gibt es andererseits sehr schicke Rollenhalter, die einem mexikanischen Pistolero als Revolvergurt auch sehr hilfreich zu Gesicht stehen würden. Diese hängen über dem Ort und beruhigen den dort tätigen Mann ganz enorm, zumindest wenn dort noch drei weitere Rollen hängen.

Eine weitere männliche Urangst, die mich selbst einmal umtrieb, ist es, im Schallplattenladen meiner Träume zu stehen, zwei Stunden Zeit zu haben und nach zehn Minuten einen Toilettendrang zu verspüren, der mörderische Auswüchse annimt. So geschehen vor bestimmt 20 Jahren in Florenz in einer umgebauten Höhle – so sagt es jedenfalls die Erinnerung. Die Suche nach einem Ort brachte mich ganz weit vom eigentlich wichtigen Ort weg, es gab dann auch keine Handyortung und Onlinekarten, so dass der Weg einer altgriechischen Herculesaufgabe glich. Scheitern inklusive. Seitdem ist dieser Drang in fremdländischen Plattenläden noch mehrfach aufgekommen, wahrscheinlich eine psychische Konditionierung. Also lohnt es sich gar nicht mehr, in der Fremde in solche Plattenläden zu gehen. Es bleibt das schale Gefühl, einer Urangst auszuweichen, deren Überwindung direkt in den Himmel führen würde.

Eine der weiblichen Urängste soll angeblich damit zusammenhängen, in Zeiten der Menstruation nicht die helfende Binde zur Hand zu haben. Hierzu ist zu sagen, dass dies nur eine Scheinangst sein kann, denn Frau sollte sich sowohl in der Öffentlichkeit wie auch der häuslichen Umgebung darauf besinnen, sich der männlichen Abhilfe zu bedienen. Mit anderen Worten möge sie eine Toilette aufsuchen, auf der helfende Männerhände bereits Patronengurte bereitgehängt haben, aus denen als erste Hilfe dann Toilettenpapier genutzt werden kann.

Kleines Zwischenfazit: Urängste bilden sich geschlechtsspezifisch für Dinge, die einen reiten, beschäftigen. Die Arbeit in einem Toilettenpapierhochlager ist sinnstiftend. Ansonsten sollte man einhalten, so weit es geht, auch wenn man dann literally shit spittet.

Es mag noch eine Vielzahl von Urängsten geben, so beispielsweise Schlaflosigkeit, also die Angst auf dem Handy etwas zu verpassen mit einhergehender Unmöglichkeit, Schlaf zu finden oder auch die Sngst vor ungeolltem Alleinesein, also Einsamkeit. Diese Urängst sind aber nichts im Vergleich zu der noch nicht erwähnten Mutter aller männlichen Urängste: wenn das Bier alle ist.

Auch das härteste Urvertrauen – Antagonist zur Urangst – wird manchmal für immer erschüttert. Wenn – geschehen in Mexico – man sich mit entblößtem Unterleib mit Halteseilen über einem in den Boden eingelassenen Eimer festhält und unter dem nicht ganz bis zum Boden reichenden Vorhang dann ein Huhn hervorbricht und einen angackert. Dann den Halt zu verlieren beschädigt zarte Seelen nachhaltig.