Manche, vielleicht jede Menschin wohnt. Eine Wohnung ist dann gegeben, wenn Mensch schlafen kann, Essen zubereiten, eine Toilette, Dusche oder Badewanne mit Handwaschbecken benutzen kann. Hierdurch grenzt sich die Wohnung beispielsweise von einem Zimmer im Wohnheim ab, wo manche menschliche Äußerungen nur gemeinschaftlich geschehen können oder seriell gemeinschaftlich auf einem Toilettensitz. Oder einem Pappkarton auf der Straße.
Die Toilette ist die Visitenkarte des Hauses (Zitat Fr. Ä. E., 1974), sagten schon die Alten, die es wissen müssen. Echte Visitenkarten gab es eine Zeitlang nicht. Wer auf sich hielt, lud Mensch ein und zeigte: dort, siehe dort ist die Toilette. Seht sie euch an und kommt gerne wieder. Derlei Hinweise werden heute seltener ausgesprochen, denn inzwischen hat auch jedes Mikroapartment einen ansprechenden Toilettenthron. Es gibt schlicht keinen Streit um diesen Sitz. Jede ist mal Königin oder König für fünf bis fünfzehn Minuten.
Dinge, über die man sich dennoch auch als Paar der goldenen Neuzeit streitet: Geld, Sex, Ordnung und Toilettenpapier. Wieviel benötigt man von Letzterem? Als Vorrat – drei, sagt Mann, keine, sagt Frau. Schon gibt es die schönste Auseinandersetzung. Toll für Männer, die bislang keine Streitkultur haben. Hier lässt sich wirklich viel lernen. Wie viele Toilettenrollen wohl in den Gäste-WCs im Weißen Haus hängen? Ist das überhaupt eine Wohnung? Kann der Hausherr kochen? Oder die Herrin des Hauses? Angeblich gibt es keine gute Küche. Aber der Toilettensitz ist schön vorgewärmt. Seltsam, ohne Sitzheizung.
The Apartments / The House We Once Lived In / https://youtu.be/cfvU44IlTnI?si=UzIVqCuxqCWKJU5z
Cabaret Voltaire / Sex, Money, Freaks / https://youtu.be/HUiVy7kZQd4?si=riXJQryCNPOhtCjp
geschmacksverstaerkerei 